Donnerstag, 11. November 2010




Kapitel 5
Das Restaurant am Port

Um sechs Uhr werden wir durch lautes Knattern vor unserem Fenster geweckt...und schon klopft es auch am Selbigem.
Natürlich, unser Frühstücksservice! Wir sind aber auch spät dran Heute....
Schnell in die Shorts gesprungen und am Tor dankend das Essen entgegengenommen....Reis mit Allerlei vom Vortag übrig gebliebenem.....

Jetzt aber mal in Ruhe den Tag beginnen, denke ich mir so und schalte den Fernseher ein. Discovery Channel, die MythBusters!...
Ja, Mann kennt sich aus, auch wenn die beiden auf DMAX noch etwas jünger aussehen....

Etwas Später nach ein wenig Reis, Fisch, Spießchen und einigen in die Luft geflogenen Baubuden hat mein Schatz aber keine Ruhe mehr....
Sie will Wäsche waschen....
Ich gebe ihr die Sachen welche ich auf dem Flug getragen hatte und ein paar Unterhosen.
Bring mir alle getragenen Sachen!“ Höre ich aus dem Badezimmer...Wie jetzt?... „ist doch alles jeweils nur ein paar Stunden getragen“ entgegne ich.
Aber mir wird versichert das alles Schmutzig ist und unbedingt gewaschen werden muss. Ich habe ja schließlich geschwitzt und der ein oder andere Regentropfen ist auch schon auf dem Shirt gelandet...Und sowieso könnte ich doch nicht an zwei Tagen hintereinander die gleichen Sachen anziehen!.....Glücklich ab sofort nie wieder schmutzig durch die Welt laufen zu müssen gab es halt noch Shirts und Shorts zum Waschgang dazu. Was will ich denn am frühen Morgen über so etwas diskutieren.............Das Lager meiner Guten Alten Miele Zuhause muss ich unbedingt erneuern in Anbetracht bevorstehender Waschorgien...schießt es mir ins Gedächtnis....doch nun werde ich erst einmal in die Geheimnisse des Waschhandwerks eingeführt....
Zuerst einmal wird das ganze Badezimmer gesäubert...ich meine natürlich geflutet....immer schön mit der Schöpfkelle das Wasser durch die Ecken geschleudert...Waschbecken, Klo....der handgetriebene Hochdruckreiniger ist nicht mehr zu stoppen...aber irgendwann tropft alles sauber vor sich hin und das sortieren der Wäsche kann beginnen.Bunt, Weiß und Dunkel...Jeder Haufen für sich wird erst einmal in den Eimer Wasser getunkt, durchgeknetet und die einzelnen Teile ausgewrungen und beiseite gelegt...Waschpulver wird in einen halb vollen Eimer Wasser aufgelöst und nun wird jedes Kleidungsstück einzeln bearbeitet als gäbe es kein Morgen, die Fingerknöchel mutieren zum Waschbrett, ab und an wird noch mehr Waschpulver beigefügt und so lange weiter geschubbelt bis auch der kleinste Fleckenzwerg das Handtuch geworfen hat...anschließend wird wieder getunkt, gewrungen,begutachtet, in neuem Wasser getunkt, gewrungen,in Wasser mit Weichspüler getunkt, geknetet und zum letzten mal gewrungen........und nun komm auch ich ins Spiel...Ich darf den Eimer mit der nassen Wäsche nach draußen zur Leine tragen....doch wer jetzt meint das brauch doch jetzt nur noch über die Leine gehangen werden wie es gerade aus dem Eimer kommt...der irrt.
Das System des Aufhängens gliedert sich nämlich nach Geschlecht, Kleidungsstück, Farbe und Schönheit.......denn Ordnung muss sein! Wie würde es denn aussehen wenn ein süßes Höschen neben meiner ollen Jeans hängen würde.....

Jetzt den Badezimmerboden noch einmal reinigen...ich übernehme die Kelle diesmal, und nachdem ich mich auf den glitschigen Fliesen fast noch hingelegt hätte, macht das Wasser panschen sogar Spaß.....splatsch... splatsch.. alles schön Richtung Abfluss ….

Da ich sowieso schon nass bin geht’s direkt weiter mit Duschen, denn heute Vormittag steht der Besuch bei den Arbeitskollegen an...

Also geht’s mit dem Moped in die Stadt....Ich schwimme im Verkehr mit und mache mir nun Endgültig die Fahrweise derer um mich herum zu eigen...... wir halten erst einmal vor dem Supermarkt, da es schnell gehen soll springt mein Schatz nur rein um direkt mit zwei Behältern Speiseeis wieder aufzutauchen, einmal Schoko und das andere so undefinierbar Lila das selbst die Milka Kuh neidisch werden würde … und weiter geht’s zur Municipal Hall. So ein modernes Gebäude hätte ich hier wirklich nicht erwartet...

Hinein ins Social Welfare, Daycare and Youth Development Office...
Was man wohl mit Soziale Kinder, Jugend und Familienfürsorge beschreiben kann,
Hier ist die Hölle los...Jeder Angestellte hat zu tun, aber dennoch werde ich von Jedem schnell zwischendurch herzlich begrüßt...die meisten kenne ich vom chatten mit meinem Sweetheart in ihrer Mittagspause oder wenn es die Zeit zuließ.
Manchmal wenn sie schnell was erledigen musste hatte ich solange Smalltalk mit einer der anderen Anwesenden Kollegen...ein wirklich sehr netter Haufen...Und da steht er auch, die Interkontinentale Kommunikationszentrale, der Computer mit Internetanschluss welcher die ersten zarten Bande unserer Liebe erst möglich gemacht hat....Hach.....nun stehe ich auch mal auf der anderen Seite....
Direkt wird mir ein Stuhl hin geschoben und so checke ich mal meine E-Mails...375 mal Schrott....2 mal gute Reise Wünsche... Was will man mehr....

Das Eis wird im Pausenraum in Gläser und Tassen verteilt und im Schichtsystem kommen jeweils zwei, drei Kollegen zu Essen....Irgendwie ist das nicht so gemütlich und so beschließen wir kurzerhand alle in der Mittagspause zum Essen einzuladen...ist ja eh schon halb zwölf.
Schnell ist ein geeigneter Ort gefunden und alle sind begeistert...das Restaurant am Port.

Wir verabschieden uns kurz und machen uns auf den Weg zum Hafen.
Das Restaurant ist komplett aus Holz gebaut, mit wunderbarem Blick aufs Meer.
Bedenken hatte ich zuerst beim Bambusboden, durch den man in die Tiefe schauen konnte, aber wir waren ja nicht die Ersten die darauf herumliefen. Ein Deutscher Statiker hätte aber wohl zuerst ein paar Berechnungen angestellt....
Schnell waren einige Tische zusammen geschoben und für ca 20 Personen hergerichtet.
Das Barbecue brutzelte auf den Grilltrögen und „hanged rice“ wurde auf den Tischen verteilt..dabei handelt es sich um in geflochtenen Bananenblättern aufgequollenem Reis. Eine Portion im Kochbeutel sozusagen, diese werden dann mit einer Rasierklinge angeschnitten um sie auf den Teller zu „krempeln“....
Cola und Sprite darf natürlich nicht fehlen...und so warteten wir auf unsere Gäste.
Fast die ganze Belegschaft war kurz nach zwölf anwesend und es wurde ein wunderbares gemeinsames Essen...mit sehr abwechslungsreichen Gesprächen....Hauptsächlich über mich, Deutschland, wie ich es auf den Philippinen finde, aber
so erfuhr ich dort auch das der frisch gewählte Bürgermeister einige Stellen im Büro neu besetzen wolle und daher schon einige ihre Kündigung erhalten haben. Jeder neue Amtsträger nimmt wohl seine Leute mit wo es nur geht....Mein Schatz hatte zwecks Deutschstudium und der baldigen Aussicht zu mir zu ziehen eh schon die Kündigung eingereicht, aber für ein paar der Anwesenden tat es mir echt Leid....aber so ist die Politik hier nun mal....
 
Nach einer viel zu schnell vergangenen Stunde hieß es dann Abschied nehmen.
Wenn jetzt Jemand denkt ich hätte im Lotto gewonnen um so viele Menschen mal eben zum Essen einzuladen...dann sei gesagt das das ganze knappe 25 Euro gekostet hat...Ist also für ein Restaurant an der Deutschen Ostsee nur eingeschränkt zu empfehlen...
So fuhren mein Schatz und ich jetzt erst mal zum Haus, dort warteten schon die Brüder um das geliehene Moped wieder weg zu bringen...ich wollte noch erwähnen das ich schon getankt hatte, verkniff es mir aber...
Als ich kurz darauf wieder aus dem Haus kam wurde gerade das Benzin umgefüllt....
hmmmm...können die jetzt Gedanken lesen? Oder denke ich wie ein Pinoy?....

Den Rest des Tages ließen wir ruhig ausklingen, saßen draußen auf der Bank und genossen das herrliche Wetter.
Abends gab es noch etwas Reis und Fisch. Dann machten wir uns auch so langsam auf den Weg ins Ressort.
Mein neues Fahrzeug war etwas flotter im Anzug und so machte das fahren sogar Spaß.
Den Dreh mit dem Verkehr hatte ich raus und so verließ ich mich wie alle anderen auch auf meinen Rosenkranz am Lenker...
Auf dem Rückweg nochmal kurz am Supermarkt angehalten...denn für den nächsten Morgen wollte ich was zum Frühstücken kaufen, so früh immer schön was gebracht bekommen war zwar sehr nett, aber auch wirklich sehr früh...
Wasser war außerdem auch nötig. Brot, Erdnussbutter und Schmelzkäse im Glas waren eine schnelle Option, denn zum langen stöbern und suchen war ich langsam zu müde, obwohl es einiges zu entdecken gab, ein paar Chips und Cookies noch dazu...das sollte für Heute reichen...
Und morgen erst mal ausschlafen!

2 Kommentare:

  1. Das lila-farbene Eis ist Ube-Eis. Zwar nicht mein Fall, aber Pinoys stehn da drauf ...

    Essen gehen auf Leyte macht Laune, da die Lebenshaltungskosten extrem günstig sind. Erinnere mich auch an ein Essen, wo wir umgerechnet für etwa 8 hungrige Leute nur etwa 5 oder 6 Euro bezahlten, Getränke eingeschlossen. Aber die Kehrseite darf man nicht vergessen: die Verdienstsmöglichkeiten auf Leyte sind eine Katastrophe! Es gibt kaum Arbeit, wo auch? Dienstleistungsbetriebe oder Industrie - Fehlanzeige. Kaufhäuser gibt es nur in größeren Städten wie Maasin, Ormoc City oder Tacloban. Handwerker kann man sich kaum leisten, denn womit sollte man die bezahlen? Und so bleiben nur wenige schlecht bezahlte Hilfsjobs als Landarbeiter.

    Wenn man den Unterschied von Deutschland zu den Philippinen in Städten wie Cebu City bereits als Ankommen in der dritten Welt empfindet, in Leyte erreicht man dann die Vierte!

    Dennoch ist es erstaunlich, wie zufrieden und glücklich die Menschen dort sind. Das Lachen, fröhliche Kinder, unbeschwerte Menschen - sind nur ein Indiz dafür, dass Glück unabhängig von materiellen Dingen ist. Allerdings wenn dort die Menschen ernsthaft erkranken, dann zeigt sich leider die Limitierung des Glücks.

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  2. Ja, das Eis habe ich später mal im SM Cebu probiert, war dort im Halo-Halo....das Zeug war das schlechteste was ich je gegessen habe und das Eis noch das beste daran!

    Zu der Kehrseite...Ich möchte dir da in keiner Weise widersprechen, denn aus Deutscher Sichtweise hast du uneingeschränkt Recht...und natürlich hast du auch die großflächigere Übersicht des ganzen Landes.
    Aber in meinem kleinen bescheidenen Umfeld. Sprich Himo-aw, habe ich dazu folgendes Beobachtet....
    Natürlich hat nicht jeder Arbeit, mir wurde das mit etwa 50% angegeben, aber das heißt nicht das die Männer dort Zuhause sitzen und den ganzen Tag saufen und Fern sehen....sie fahren unter der Woche raus zum Fischen, so gut wie jede Familie hat dort ein Boot. Es werden gemeinschaftlich Kokosnüsse geerntet und an die Ölmühle verkauft...es gibt auch einige kleine Sari Sari Stores die sogar einen kleinen Gewinn erwirtschaften oder die Frauen Produzieren z.B. Bananentörtchen, die dann im Barangay verkauft werden....meistens als Schulverpflegung der Kinder.
    Wirklich jeder, den ich kennen gelernt habe macht irgend etwas um Geld ins Haus zu bringen.
    Und wenn das Geld trotzdem nur noch so eben für den Reis reicht, gehen die Kinder halt Muscheln suchen....
    Wofür braucht man überall riesige Kaufhäuser? Die großen Supermärkte haben in Deutschland doch auch alle Tante Emma Läden Kaputt gemacht!
    Wofür braucht man große Industrie? Um die Natur dort noch mehr zu zerstören?

    Nee, die Menschen sind mit dem wenigen schon wirklich Glücklich!

    Uns Europäern ist wohl im laufe der Zeit der Sinn für das einfache Leben abhanden gekommen...
    Es muss immer mehr verdient werden als der Nachbar nach Hause bringt, das neuste Auto gefahren werden... immer die Suche nach dem höchstmögliche Gewinn,
    Diese Mentalität macht mehr zunichte als das sie nützt...

    Daher ist es für mich gar nicht so erstaunlich wie zufrieden und glücklich die Menschen dort sind!
    Denn das Glück ist wirklich unabhängig von materiellen Dingen. Allerdings lesen wir das zwar ständig in irgendwelchen „ Sorge dich nicht, Lebe „ Büchern, aber es begreifen oder sich gar daran halten wird sich wohl kaum einer.....

    Über die Medizinische Versorgung, und zwar Weltweit, könnte ich mich tagelang aufregen...das ist das Beste Beispiel für die Sucht nach Gewinnmaximierung der Pharmaindustrie....
    Aber manchmal ist es auch die Dummheit der Menschen...wie ich es im Kapitel Nenes Stroke gelesen habe...

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